Grüß euch,
nachdem ich beim Frühjahresputz auf drei (!) unbenutzte Betain Flaschen, zum Teil abgelaufen gestoßen bin, dachte ich mir dass ich mir das einmal genauer ansehe, was das überhaupt genau ist.
Grundsätzlich liebe ich Wascherde zum Duschen oder Meeressalz zum Baden oder pure native Öle eventuell zum Einölen.
Aber trotz der Empfehlungen mancher Rohköstler roch ich wohl jedesmal neu an so einer aufgemachten Betain Flasche und sie geriet in Vergessenheit.
Sehr verdächtig, dachte ich mir und heute habe ich in einem Buch über Naturkosmetische Rohstoffe von Heike Käser nachgelesen, was das ist.
Zuerst klingt es einmal ganz interessant, weil es auch Kokosbetain heißt, also auf die Kokosnuss hindeutet. Da steht natürlich einiges dazu und in Rezepturen kann es einen höheren Anteil bei trockenerer und strapazierterer Haut bzw Haar bekommen.
Wenn ich etwas im Handel kaufe, dann achte ich sehr auf Naturkosmetik, d.h. möglichst keine mineralischen Öle und halt der geringste mögliche Nenner bei fraglichen Zutaten.
Umso mehr erstaunte mich dieser etwas längerer Eintrag unter "Betain" im genannten Buch "Naturkosmetische Rohstoffe, Wirkung, Verarbeitung, kosmetischer Einsatz" von Heike Käser, Seite 336:
ZitatKokosbetain wird in konsequent naturkosmetisch orientierten Produkten nicht eingesetzt, da in seiner Herstellung Komponenten aus der Petrochemie verarbeitet werden. Rückstände bzw. Verunreinigungen, die aus dem Herstellungsprozess resultieren (wie Amidoamine und Dimethylaminopropylamine) werden als Auslöser verschiedener Kontaktallergien diskutiert, die Kokosbetain 2004 den Titel "Allergen des Jahres" einbrachten (siehe: Jacob, S. E., Amini S.: Cocamidopropyl betaine. In: Dermatitis. 2008 May-Jun; 19(3): 157 - 60). Ich selbst verwende dieses Tensid seit einigen Jahren nicht mehr.
Faszinierend. Jedenfalls wird Betain weiterhin bei mir nicht in Verwendung kommen, kaufen werde ich es nicht mehr für weitere Riechversuche.
Sonst bin ich weiterhin Fan der Waschnüsse mit ihrer phänomenalen Waschkraft. Kastanien habe ich erst ein paar Mal probiert, sie haben weniger starke Waschkraft (weniger Saponingehalt), sind aber dennoch Versuche wert zumal aufgrund der steigenden Preise aufgrund der Nachfrage in den Anbauländern der Kauf wiederum in Kritik gekommen ist. Ein normales Waschmittel kommt allerdings für mich (uns) nicht mehr in Frage. Seifenkraut klingt auch gut, das hat aber weit weniger Saponingehalt.
Hier habe ich einen schönen Bericht über die Verwendung von Kastanien und Efeu gefunden: http://niemblog.de/waschen-mit-kastanie-und-efeu/
Und was mir beim Frühjahresputz noch aufgefallen ist, dass ich das mein Körper nicht besonders auf das basische Salz anspricht, das so hoch gelobt wird. Immer noch habe ich einfach Meersalz am liebsten und ich habe das Gefühl, dass es mir am besten tut. Auch hierzu fand ich in oben genanntem Buch eine erhellende Erklärung für mich, leider finde ich eben für das Zitat nur eine kleine Anmerkung, die mir die für mich gefühlte strapazierende Wirkung bestätigt (Seite 351):
ZitatBasisbäder auf Basis von Natriumhydrogencarbonat nutzen den leichten Irritationsreiz eines basischen pH-Werts: Um wieder in einen hautphysiologisch optimalen, leicht sauren pH-Wert-Bereich zu kommen, produziert die Haut vermehrt Fttsäuren, deren Spaltung den pH-Wert wieder herstellt. Bei atopischen Hautzuständen kann auf diese Weise ein Linderung der Symptome erfolgen.
Oh doch, jetzt habe ich es unter "Basische Hautpflege" auf Seite 141 gefunden. Das möchte ich hier doch auch gerne zitieren, da es auch meiner Erfahrung entspricht.
ZitatAlles anzeigenBasische Hautpflege
Neben hautphysiologischen Pflegeprodukten bietet der Kosmetikmarkt gezielt basisch eingestellte Kosmetika an. Kernaussage des Konzepts ist in der Regel, dass ein saurer pH-Wert die Haut bei ihrer "Entschlackung" behindere und basische Kosmetik eine Entsäureung des Organismus über die Haut unterstütze. Tatsächlich kann ein vorübergehender Einsatz basischer Kosemetikprodukte vor allem bei trockner und atopischer Haut dermatologisch sinnvoll sein.
Basische Pflegeprodukte wirken über eine gezielte Hautirritationen: Betrebt, ihren physiologischen pH-Wert wieder herzustellen, produziert die Epidermis nach Kontakt mit basischen Produkten vermehrt Hautlipide. Die aus ihnen durch enzymatische Spaltung entstehenden Fettsäuren regulieren den erhöhten pH-Wert wieder auf seinen normalen, physiologischen Wert: die Voraussetzung für eine hautgesunde Keimbesiedlung, die die Vermehrung pathologischer Fremdkeime verhindert und die Synthese barriereschutzender Lipide fördert. Voraussetzung ist, dass das basische Produkt Zeit hat, auf die Haut einzuwirken; basische Bäder z.B. sind daher hervorragend zur unterstützenden Hauptpflege geeignet: Der alkalische pH-Wert quillt das Keratin der Hornzellen im Stratum corneum auf und wirkt als sanftes Peeling. Auch basische Hautpflegecremes sind als kurzzeitig eingesetzte Kosemetika für bestimmte Hautsituationen aufgrund des gezielten irritationsreizes positiv zu bewerten, da die hauteigene Fettproduktion angeregt wird. Als Ersatz für Kosemtika mit hautphysiologisch saurem pH-Wert sind sie auf Dauer nicht geeignet.
Werbekonzepte der Hersteller von basischen Pflegeprodukten bedienen sich durchgängig wirksamer Analogien, die dem verunsichterten Verbraucher zunächst schlüssig erscheinen: Schmutzige "Schlacken" und ätzende "Säuren" möchte niemand im Körper haben; der Hinweis auf das basische Fruchtwasser, in dem der Mensch zu Beginn seines Lebens schwimmt, scheint den Produktaussagen Recht zu geben. Ausgebledet wird dabei, dass der Fötus durch die Vernix caseosa, die "Käseschmiere", u.a. vor dem (auch durch den urin des Kindes) alkalischen Fruchtwasser geschützt ist.
Übertragene Babys weisen Lücken in diesem schützenden Lipidfilm auf; Folge ist eine runzelige, ausgetrocknete und verfärbte Haut. Die Vernix Caseosa besteht zu ca. 80 % aus Wasser, zu ca. 10 % aus Squalen, Wachseestern, Proteinen und hydrophoben, den Barrierelipiden entsprechenden Fettstoffen, die einen Kontakt der Haut mit dem basischen Fruchtwasser effektiv verhindern: [...] Diese Form der Argumentation nutzt physiologische Fakten (das Fruchtwasser ist tatsächlich basisch) ohne Berücksichtigung des Gesamtzusammenhangs. Die von Herstellern der Basenkosmetik genannten "Schlacken" sind natürliche, physiologische Abbauprodukte unseres Stoffwechsels. Die beste Unterstütztung deser körpereigenen Prozesse (dazu gehört die Produktion, Aufnahme und biochemische Umwandlung von Substanzen) garantiert eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. [...]
Entsprechend habe ich eher nicht so gute Erfahrung mit einem basischem Badesalz, selbst wenn pulverisierte Quarzsteine dabei sind (scheint ein guter Werbeeffekt zu sein). Schon gar nicht, wenn ich es gar kurz nacheinander mache, weil ich gerade Lust auf Bäder habe.
Grundsätzlich bade ich seit vielen Jahren (schon vor der Umstellung auf Rohkost) fast ausschließlich in Meeressalz und verwende dabei für die richtige Konzentration 1 kg auf eine Wannenfüllung.
Ein basisches Salz als Zugabe (oder auch alleine) werde ich nicht mehr nachkaufen.
Sonst gehe ich weiterhin, wie auch früher gerne ins Dampfbad und Biosauna bzw in ein Naturwasserbecken ohne Chlor.
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Unter dem Strich wundere ich mich, woher manche Empfehlungen kommen, die manche Rohköstler geben. Insbesondere Betain, wo manche behaupten, es sei ein reines Naturprodukt, hat mich hier sehr erstaunt und ich bin ein weiteres Mal froh, in erster Linie meinen Sinnen und nicht Worten anderer zu trauen. Tatsächlich gibt es im Handel - wer es sucht - auch Tenside für Kosmentik die tatsächlich die Ansprüche für Naturkosmetik erfüllen.
Liebe Grüße
Angelika