Der Panther, Rainer Maria Rilke

  • Im Jardin des Plantes, Paris


    Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe
    So müd geworden, dass er nichts mehr hält.
    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
    Und hinter tausend Stäben keine Welt.


    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
    Der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
    Ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
    In der betäubt ein grosser Wille steht.


    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
    Sich lautlos auf - dann geht ein Bild hinein,
    Geht durch der Gieder angespannte Stille -
    Und hört im Herzen auf zu sein.


    Rainer Maria Rilke, 06.11.1902, Paris

    Einmal editiert, zuletzt von Manu1977 ()

  • Atemberaubend, grossartig, einzigartig.
    Allein das Jahr, in dem er das schreibt,
    Ist ein wenig beunruhigend.
    Ich liebe dieses Gedicht,
    Er schreibt mir aus der Seele.
    Diese Stäbe, ich habe sie gefühlt,
    Als ich kochte, als ich mich betäubte,
    Und sehnsüchtig hinter 1000 Stäben
    Erkannte, ich würde draussen keine
    Drei Tage überleben,
    Auch wie der "bär, der ein bär bleiben wollte"
    Ich war zu kraftlos um selbst zu suchen,
    Drehte mich um meine Mitte,
    Ein starker Wille. Jedoch betäubt von gekochtem!
    Deswegen wurde ich gefunden:
    Instincto Rohkost.
    Danke!

  • Ds hab ich irgendwann mal in der Schule gelernt - vielen Dank für's Erinnern!


    LG, Ralph

  • Das ist auch mein Lieblingsgedicht. Ich habe mich immer damit identifiziert, mit dem Gefangensein in der Gesellschaft, mit der Tatsache wie weit wir uns von der Natur entfernt haben, aber auch damit, wie traurig es für die wunderbaren Tiere ist gefangen zu sein. Schön, dass du es auf die Rohkost beziehst, denn du hast Recht: sie macht frei von allem.

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