Da treiben Sie es doch ein bisschen zu weit… Der Garten ist doch unser letzter Kontaktpunkt mit der Natur…
Problematisch ist eben der Begriff ›Natur‹. Die heutigen Nährpflanzen werden immer weniger natürlich, und das kann gravierende Konsequenzen auf unsere Gesundheit haben. Dieses Problem stammt noch aus unserer Vorgeschichte, als unsere Vorväter mit der künstlichen Auslese begonnen hatten. Viele Krankheiten sind gerade in dieser Zeit entstanden, und vielleicht ist das kein Zufall.
Dennoch glaube ich, dass dieser Faktor als eine von den Ursachen der sogenannten Zivilisationskrankheiten eine geringere Rolle spielt, als die Veränderungen, die durch das Kochen und die Kochrezepte eingetreten sind.
Die Beobachtung hat es bestätigt: Mit ausgelesenen Gemüsen und Früchten funktioniert der Instinkt noch gut genug, um ein ausgezeichnetes Ernährungsgleichgewicht zu gewährleisten. Es gibt sehr präzise Kriterien, mittels derer man das aufzeigen kann.
Das heißt also, dass ich, wenn ich Appetit darauf habe, so viel rohe Erbsen essen kann, wie ich will, und dass ich dann keine Verdauungsbeschwerden haben werde?
Keine. Unter der Bedingung, dass Sie nicht noch zu stark unter dem Einfluss der Kochkost stehen. Da gibt es nämlich ein Problem, das die richtige Deutung der Dinge erschwert: Ein nützliches Lebensmittel bewirkt manchmal eine Reaktionen des Organismus, gerade als nütze er diese Zufuhr der für ihn besonders zuträglichen Nährstoffen, um sich von den anormalen Stoffen zu befreien, die er zuvor gespeichert hat. Meistens versteht man nicht, dass es sich dabei um eine heilsame Reaktion handelt. Man glaubt vielmehr, man habe sich vergiftet, und schließt daraus, dass der Instinkt sich getäuscht hat oder dass er gar nicht existiert. In Wirklichkeit war es aber der Bumerang-Effekt einer Vergiftung durch die frühere, gekochte Kulturkost.
Eine “Vergiftung durch die Kulturkost”, das erscheint mir dann doch etwas eigenartig… Zudem die naturbelassenen Erbsen, die Sie empfehlen, bei mir regelmäßig unangenehme Symptome provozieren…
“Empfehlen” würde ich Ihnen ja gar nichts, sondern Ihre Nase. Das Problem sind ja in diesem Fall nicht die armen Erbsen… Die herkömmliche Ernährung enthält einfach die bereits angesprochenen Neue Chemische Arten Chemischen Arten, also Moleküle, an die unser Organismus genetisch nicht angepasst ist. Was soll denn daraus werden, wenn sie in unseren Körper eingedrungen sind, und wenn keine Vorkehrungen bestehen, um sie zu verwenden oder loszuwerden? Das ist so, als ob man Materialien in eine Fabrik bringt, in der keine Möglichkeit besteht, diese Materialien weiterzuverarbeiten oder zu transportieren: Es ist verständlich, dass sich diese Materialien anhäufen und mit der Zeit viel Platz einnehmen, bis der normale Verkehr in der Fabrik gestört wird und Maschinen in Ihrer Funktion beeinträchtigt werden, bis die Angestellten schließlich streiken, usw.
Dass der Körper durch ungeeignete Substanzen mehr oder weniger belastet wird, kann ich verstehen, obwohl mir hierfür der eigentliche Beweis noch fehlt. Aber warum sollte dann die Zufuhr von den richtigen Molekülen Beschwerden hervorrufen?
Bleiben wir bei meinem Beispiel mit der Fabrik: Wenn wieder brauchbare Materialien zugeführt werden, mit denen etwas Richtiges gemacht werden kann, so fangen alle Angestellten wieder motiviert an, das angehäufte unbrauchbare Zeug schnell wegzuwerfen. Dabei entsteht unvermeidlich zunächst Unordnung. Die Ausfuhr der unerwünschten Materialien wird das normale Funktionieren der Fabrik eventuell noch mehr stören als die vorangegangene allmähliche langsame Anhäufung.
So reagiert auch der Organismus. Man beobachtet bei der Umstellung auf natürliche Kost äußerst regelmäßig, dass der Körper die Gelegenheit ausnützt, die alten Materialien auszuscheiden, was man dann an verschiedenen Symptomen sehen kann.
Wie können sie dann in der Praxis unterscheiden, ob ein Unwohlsein das Symptom einer Entgiftung ist, und nicht einer direkten Vergiftung? Natürliche Produkte haben ja auch Giftstoffe…
Die Symptome, die mit der Entgiftung zusammenhängen, treten nur am Anfang der Praxis der Instinktotherapie auf, werden danach immer sporadischer, und verschwinden mit der Zeit fast voll und ganz. Es dürfte also schwierig sein, diese Beschwerden direkt mit dem Verzehr der natürlichen Lebensmittel in Verbindung zu bringen.
Dazu muss gesagt werden, dass sich solche Entgiftungsreaktionen an einer ganzen Reihe kleiner charakteristischer Anzeichen erkennen lassen.
Steht die Rohkost vielleicht deshalb in dem Ruf, nicht ganz ungefährlich zu sein?
Mit der nicht instinktiven Rohkost, also mit angemachter, gewürzter, gemischter, gezuckerter roher Nahrung, entstehen die gleichen Nachteile, wie mit der Kochkunst, außer den Folgen der thermischen Denaturierung. Man braucht also eine ganze Diätwissenschaft, um ein bestimmtes Ernährungsgleichgewicht herzustellen.
Es ist tatsächlich unmöglich die echten Bedürfnisse und Toleranzen eines Organismus zu kennen, denn diese ändern sich ständig, von einem Tag zum anderen und von einer Person zur anderer. So sind die Ergebnisse mit denen der Instinktotherapie absolut nicht vergleichbar, was Überlastungen, Mängel, Entgiftungs-, Autoimmunprozesse usw. anbelangt. Wenn man ganze Salatschüsseln voll geriebener Karotten, Sellerie mit Soße oder sogar Obstsalat isst, hat der Instinkt nicht mehr viel zu melden! So entstehen unvermeidlich Überlastungen, die zuerst die Verdauungs- und Ausscheidungsorgane überfordern werden. Andererseits ist der Instinkt nicht in der Lage auf die verschiedenen Mängel klar hinzuweisen. Aber das schlimmste liegt nicht daran: Aber das ist noch nicht das Schlimmste : Die Zufuhr roher Nahrungsmittel wird gewisse Entgiftungsreaktionen auslösen, die in sich gesehen zwar heilsam sind, aber die unangemessenen Mengen, die man da einnimmt, bringen die jeweiligen Regulationsmechanismen durcheinander. Daher kommt es zu Störungen, die gefährlich sein können und mit der Zeit zu akuten, bzw. chronischen Erkrankungen führen können. Mit der Instinktotherapie pendelt sich das alles automatisch ein, sofern man sie korrekt durchführt.
Schützt eigentlich der Instinkt auch gegen infizierte Muscheln ? Da gibt es doch ab und zu Vergiftungen…
Ich glaube, dass man meistens die Wirkung einer direkten Infektion durch eine Muschel mit der Entgiftungsreaktionen des Organismus, die ihr Verzehr auslösen kann, verwechselt.
Ja, aber wenn sie wirklich eine Mikrobe enthält?
Umso besser. Man kann feststellen, dass die meisten Mikroben eigentlich Entgiftungsvorgänge auslösen, oder sagen wir, dass sie in diese Reinigungsvorgänge mit einbezogen sind. Ich würde sogar soweit gehen, dass der Organismus die Mikrobe benutzt, um diese Reinigungen durchzuführen.
Burger, Guy-Claude; d, d. Rohkosttherapie: Übersetzung für „Manger Vrai" (German Edition) . Kindle Edition.