Eisen, Oxalsäure und Arachidonsäure - und warum manchmal etwas weniger doch mehr ist

  • Grüß euch,


    ich dachte mir mal, ich erzähle mal einen Schwank aus meinem Rohkost-Leben der vergangenen Jahre :blush:.
    Da Eisen auch viel mit Sport zu tun hat und ich auch wegen Sport auf Eisen achten muß(te), habe ich es in diese Rubrik gestellt.
    Wie auch in meinem Buch mehrfach erwähnt, empfehle ich bei Ernährungsänderung die Begleitung eines Arztes wie auch regelmässige Blutuntersuchunten zur Kontrolle. So sagte mir mein Arzt, dass man sich das Laufen so vorstellen kann, als würde man dabei das Eisen im Körper zertrampeln. :Confused:


    Nun zur Sache:


    Es war einmal ... neee .. also gut ich fasse mich kürzer. Vor etwa 6 oder 7 Jahren verlor ich aufgrund eines (etwas unrühmlichen) Experimentes relativ viel Blut. Es hatte nichts mit Rohkost-Praxis zu tun, wohl aber mit Rohkost und Beziehungen dazu.
    Ich war sportlich relativ aktiv und lief - gemessen an meiner damals noch vorhandenen Asthma-Anfälligkeit doch auch bis zu 45 - 60 Minuten fast täglich. Bei einer Routineuntersuchung wohl einiges später, wurde ich auf Eisen getestet und ich wurde informiert, dass ich Eisenmangel hatte.


    Vitamin B12 und andere Werte waren bei mir in Ordnung - denn Vitamin B12 hatte ich immer in Beobachtung, weil ich einmal lange vor meiner Rohkost-Zeit Vitamin B12 Mangel und Nervenentzündung gehabt hatte. Damals hatte ich zu jener Zeit eine Periode lang täglich Schokoladeriegel (mit Zucker) aber fast kein Fleisch, insb auch kein Schweinefleisch gegessen (Allergieempfehlung). Der Gefahr eines Vitamin B12 Mangels solcher Art war ich während der Rohkostzeit nicht ausgesetzt.
    Zurück zur Rohkost-Zeit.


    Dass ich erfuhr, dass ich Eisenmangel hatte - und zwar auf die Reserven angehend - war ich schockiert. :schreien:
    Und mir war klar, dass ich hier sofort etwas tun mußte: Mit normaler Ernährung würde ich dieses Loch nicht füllen können. Infusionen waren aber zum Glück noch nicht angesagt.
    Es war klar, dass der massive Blutverlust ursächlich und der regelmässige Sport mit Laufen die Situation stark verschärft hatte.
    Ich merkte auch psychisch, dass mir Eisen fehlte: Ich weinte sehr schnell obwohl es nicht wirklich einen Grund dazu gab. :heul:


    Der Arzt verschrieb mir Eisentabletten, doch bereits nach einer Eisentablette stand fest, dass ich diese nicht vertrug, mir wurde im Bauch übel und die Stimmung am Morgen darauf extrem depressiv. Ein Zustand, den ich sonst gar nicht kannte. Ein zweiter Versuch kam nicht in Frage und ich versuchte einen anderen Weg zu finden. Darunter waren ein Eisensaft, der Eisen mit Wildpflanzen enthielt. Ich kombinierte diesen, indem ich ihn ca. 30 Minuten vor der Einnahme von eisenhältigen Lebensmitteln einnahm: Rosenartige, rote Beeren etc.


    Der Saft half vorerst nur ein wenig und war nicht die zielführende Ernährung, wie ich es mir vorstellte.


    Ich began mich dafür zu interessieren, was die Eisenaufnahme hemmt: Milchprodukte und Eier. Folglich schloss ich beide für eine Zeit komplett aus, was mir keine Mühe bedeutete. Milch vertrug ich ohnehin nicht und Eier wurden so als Notfallsnahrung umgestellt - wenn sonst nichts da ist bzw eher im Frühjahr.
    Sonst wäre es noch Reis (und anderes) gewesen, aber den aß ich ohnehin nicht.


    Natürlich bekam ich auch einen Tipp von Rohköstlern die tierisches essen: Ich solle Leber essen.
    Schweine, Schaf, Rinder etc Leber stießen mich allerdings absolut ab. Die einzige Leber, die ich gut essen konnte, war die Hühnerleber. Sie wurde mir von Kennern (aus der Nicht-Rohkost-Szene) auch als die beste empfohlen.
    Und obwohl ich von manchen Rohköstlern die ich selten oder gar nicht traf, als doof hingestellt wurde, weil ich Hühnerleber essen würde, die ja zwar tiermehlfrei und im Freiland entstand, aber doch auch mit Getreide gefüttert wurde: Eine andere Leber kam für mich nicht in Frage.
    Und gut war es, dass ich auf meine Sinne hörte:


    Ich machte den Versuch vermutlich 3 Mal (3 Perioden), jedoch stellte sich heraus, dass meine Mens daraufhin auch extrem stärker wurde. Der "Gewinn" an Eisen wurde prompt zum stärkeren Verlust bei der Mensturation. Maßgeblich daran Schuld war - wie sich herausstellte - die Gewichtung der ungesättigten Fettsäuren wie auch eben der Gehalt an Arachidonsäure. Grundsätzlich nahm ich sonst vergleichsweise wenig Arachidonsäure zu mir. Tiere, die z.B. viele Samen verzehren, haben automatisch von sich aus einen höheren Arachidonsäuregehalt: Sei es Eicheln beim Wildschwein oder Hafer, den auch Pferde nicht im Übermaß bekommen sollten (der Hafer "sticht" bei zuviel Haferzufuhr: "klick") oder auch Eichhörnchen (auch von denen gibt es analysierte Fleisch-Werte :Silly:).


    Obwohl die Hühnerleber noch am wenigsten davon enthielt, löste sie doch eine vergleichsweise erhöhte Zufuhr von Arachidonsäure aus, die ich sonst nicht (mehr) hatte. Die Folgen waren fatal und eindeutig.
    Auch eigene Experimente mit Leinsamen konnten dies nicht relativieren.


    Immerhin - hatte mich mein Geschmack richtig geleitet.
    Den Geschmack der Arachidonsäure hatte ich zum ersten mal bei Thunfisch gemerkt: Zuerst schmeckte er mir sehr gut, doch spätestens beim 3. Mal nahm ich eine Geschmacksnuance wahr, die ich nicht mochte und seither eher mied (ich glaube leicht säuerlich, aber nicht weil der Fisch sauer gewesen wäre).


    Hier ist eine Tabelle mit ein paar Werten zum Vergleich:



    Leber war also nichts für mich. Und zum Glück hatte ich erst gar keine andere Leber in größerer Menge getestet.


    Viel nützt nicht immer viel - so wie bei Vitamin B12 die regelmässige Zuführung wichtig ist, ist es auch bei Eisen. Aber auch, ob gleichzeitig etwas eingenommen wird, das das Eisen bindet:


    Nach vielen Monden, Versuchen und mehr oder weniger Sport schlußfolgerte ich schließlich, dass ich immer noch regelmässig Oxalsäure eingenommen hatte: Als ehemalige Schokoladesüchtige (echt ..) hatte ich mir immer noch nicht abgewöhnt, immer wieder Kakaobohnen oder Kakaopulver auf Banane mit Honig als Doping in der Firma oder auch zu Hause für Schreibarbeit zu essen. Irgendwie fand ich dies nun allerdings endlich gar nicht mehr so prickelnd. Aber es war eine Gewohnheit geworden.


    Eines Tages ließ ich das einfach gezielt weg. Es war eine Umstellung! Und siehe da, mit ausgewogener Ernährung mit durchaus vielen Beeren, Granatäpfel und Wildpflanzen wie sie mir immer gut tun, stieg der Eisenwert auf einmal "wie von selbst" an. Ich machte durchaus auch gemässigt Sport, lief regelmässig und ging in den Fitnesscenter (Kraftsport) und dennoch fiel er nicht.
    Nahrungsergänzungsmittel griffen viel besser als davor, wenn ich sie ab und zu gezielt einsetzte.


    Und plötzlich: Selbst mein Kokosnuss-Dattel-Kakao-Kuchen schmeckte mir nun als nur Kokosnuss-Mango (Mango als Raspelhilfe oder nur geraspelte reife Kokosnuss) besser. Ich empfand Kakao plötzlich gar als störend.


    Das finde ich so wunderbar, dass sich der Geschmack, wenn etwas gut tut, auch wirklich umstellt.


    Mein Fazit dieser Sache war und ist: Anfangs hatte ich mein Augenmerk darauf gerichtet, dass ich jene Lebensmittel esse, die dies oder jenes enthielten. Jedenfalls hatte ich sie in meinem Lebensmittelplan inkludiert und nicht extra weggelassen.
    Aber ich hatte viel zuwenig Augenmerk darauf gerichtet, was die Aufnahme der Lebensmittel die ich zum Teil teuer kaufte, behinderte.


    Nicht jedes "Superfood" ist auch dafür geeignet, täglich gegessen zu werden.


    Deshalb legte ich mit der Zeit immer mehr Wert darauf, das zu meiden, was mich eher beschneidet und esse von dem, was mir gut tut, möglichst viel.
    Anderes einfach abwechselnd und solange es wirklich gut ist.
    Ich merkte immer mehr, dass das Herausschmecken mich von Literatur unabhängig macht. Oxalsäure kann man als extremere Quelle von einem Sauerampfer oder auch Brombeerblatt (je nach Standort und Jahreszeit) gut herausschmecken. Das abgerissene Blatt, zuerst auf der Zunge getupft (Vortest zur Sicherheit), dann etwas im Mund zerkaut, entwickel bei höherem Oxalsäuregehalt einen metallisch-bitteren Geschmack. Nicht immer ist er so ausgeprägt und bei Kakaobohnen scheint die Ausprägung des Geschmackes durch die Fermentation zurückzugehen.


    Das Schöne daran ist, dass es auch gut für den Geldbeutel ist - und das bei maximalen Genuss und mehr Leistungsfähigkeit.
    Tja, und aus gegebenen Anlass hatte ich mich seit damals auch sehr für die Familienplanung mit Pflanzen interessiert.


    Aber wie auch Wege sind: Im Moment ist alles richtig. .. und die Reise geht weiter :Rainbow:


    Liebe Grüße
    Angelika

  • Liebe Angelika,
    Deine Erfahrung hat mich äußerst interessiert! Ich "war" auch Schokoladesüchtig, aber brauche jetzt nur einfach pure Kakabohnen zu essen, die ich selbst zerkleinere und in meiner Morgenbrei (+ eingeweichtem Hafer, Buchweizen, Heidelbeeren, usw.) tue. Ich dachte: jetzt kein Problem mehr… auch wenn ich diese "Kakaonibs" manchmal einfach so esse.
    Aber ich habe einen Haarausfall (wie eine Art Mangel an weiblichen Hormonen) + Haarschuppen und dachte zuerst an einem zu grossen Konsum an allerleien Nüssen. Ich habe es stark reduziert. Ich trinke jetzt jeden morgen einen Glas Graswasser und spüre schon, dass ich weniger Kakao "brauche". Komischerweise sind die Pflanzen mit Oxalsäuren für mich gar nicht abstössend (z.B. Brombeerblätter, Brennnesseln).
    Ich mache viel Sport (Kampfkunst…) und möchte auch gern meine weibliche Hormone aufbessern. Welche Pflanzenfamilie sollte ich eher wählen? Ich mag besonder die Blätter von Stockrosen… die sich bei uns spontan fortpflanzen. Ist es Okay?

  • Liebe Denise,
    natürlich sind Malven bzw Stockrosen ok.
    Nicht zuviel Omega 6 Fettsäuren im Verhältnis zu Omega 3 Fettsäuren gerade im Hinblick auf Nuss/Samenkonsum sind jedenfalls ein guter Ansatz.
    Das Problem bei Oxalsäure ist eben das Eisen damit gebunden und nicht aufgenommen bzw ausgeschieden wird. Eisenmangel -> Haarausfall soweit viele Berichte zeigen: http://www.eisen-netzwerk.de/e…e-naegel-haarausfall.aspx
    Ich bekam meinen Eisenspiegel erst durch Weglassen auch von rohen Kakaopulver stabil.
    Liebe Grüße
    Angelika

  • Ich habe auch einmal sehr gern Kakaobohnen geknabbert. Sie können aber sehr gefährlich sein. Der hohe Oxalsäuregehalt kann sehr leicht zu Nierensteinen führen. Oxalsäure und Arachidonsäure schmeckt man nicht.. Letztere merkt man allerdings, wenn man Arthrose hat. Innerhalb von Stunden verstärken sich die Schmerzen, z.B. in den Fingergelenken.

  • Ja, Oxalsäure geht eigentlich vergleichsweise gut zu erschmecken. Wobei in stark gesüßter Schokolade oder Kakao ist sie halt vom Makronährstoff Kohlenhydrate - in dem Fall Zucker sehr stark überdeckt, das macht es trügerisch.
    Auch Arachidonsäure kann man herausschmecken finde ich. Man kann sich ggf damit helfen, jene Quellen in kleinen Mengen zu kosten wo man weiß dass sie viel enthalten ist (rotes Wildschweinfleisch, Thunfisch) gegenüber anderem (z.B. weidegefüttertem Rind).
    Meist ist da mehr Arachidonsäure enthalten, wenn Tiere mehr Omega 6 Fettsäuren bekommen/essen. Das kann das Futter selbst sein, aber manchmal auch von Natur aus so wie Eicheln bei Wildschweinen im Vergleich zu Grasfutter bei Rindern.
    Ich esse relativ selten davon und ich kann es schwer beschreiben, denn anders als wie bei Oxalsäure ist es eine andere Art von Gefühl, soweit ich mich erinnere fast so etwas wie eine Art Prickeln, aber das Wort ist auch nicht wirklich passen, ich merke es jedenfalls eher am Gaumen/hinten im Mund.

  • Kakaobohnen enthalten keinen Zucker und ich schmecke zwischen diesen, Roten Rüben, Rhabarber, Granatapfel, Sauerampfer u.a. nichts Gemeinsames. Auch Arachidonsäure ist selbst bei rotem Fleisch in so geringen Mengen enthalten, daß man es nicht schmeckt. Die Gerbsäure im Rotwein (der bei mir ebenso Fingergelenksarthroseschmerzen und -schwellungen auslöst wie jeder Alkohol und auch Kaffee) würde alles verdecken.

  • Bei rohen Kakaobohnen kann man sehr gut die hemmenden Stoffe heraus schmecken. Von welcher Quelle hattest du welche, Brioni?
    Grundsätzlich kann man unterschiedliche Gehalte auch gut erschmecken, ebenso Geringfügigkeit (sofern man die Qualitäten schon erschmeckte - abhängig auch von Art, Boden, Reife und typischem (genetisch vorgegebenen) Gehalt).

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