Mythos Phytatschädlichkeit?

  • Ich orientiere mich hier an dem Buch "Rohkost for low cost"
    von Christian Poerzel, Kapitel "Der Mythos vom Einweichen".
    Es wird behauptet, daß Phytate die Mineralstoffaufnahme
    hemmen. Dazu Christian:
    "Doch woher kommt diese Annahme, die in den sozialen Medien
    und der Rohkostszene einfach immer wieder unreflektiert wiedergegeben
    wird?
    Sie geht auf zwei Forschungsversuche zurück, die an Welpen und Ratten
    durchgeführt wurden, welche nach der häufigen Einnahme von vielen Phytaten
    eine schwächere Knochenstruktur und damit mehr Brüche zu erleiden hatten.
    Mittlerweile gibt es aber neuere Studien, die die Auswirkungen der Phytate
    auf MENSCHEN untersucht haben und genau das Gegenteil beweisen.
    Menschen, die mehr Phytate essen, haben eine höhere Knochenmineraldichte
    und damit weniger Knochenschwund und weniger Hüftfrakturen"


    siehe:
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19053869
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22614760
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22905230


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  • Naja.
    Also meiner Beobachtung nach wirbelt Christian gerne mal ein Thema auf um das Gegenteil zu behaupten.
    Aber da ist leider nicht immer viel dahinter.
    Das ist vor allem eine YouTube/Socialmedia Strategie. Polarisieren und nach Geschmack abbügeln oder Nachdenkempfehlung geben.


    Aber er hat Recht damit, dass viele Menschen die Meinung anderer gerne unreflektiert wiedergeben.


    Es gibt immer Studien über dies und das und man muss immer schauen, wofür ist der Verdauungstrakt des beobachteten Tieres gebaut, um welche Mengenverhältnisse geht es und so weiter.


    Wenn ich roh unverarbeitet esse, brauche ich mich da wenig damit auseinandersetzen, weil die Sperre bzw das Gefühl, das es genug ist, unmittelbar kommt. Manchmal auch eine innerliche Abneigung gegen etwas, wenn man einige Zeit etwas gut fand und der Körper dann einfach genug davon hat.


    Allerdings ist der Grundsatz der sinnesorientierten Ernährung ziemlich dahin, wenn eine Praxis vorliegt im Sinne von "alles in einen Pot werfen und zusammenmischen und zerkleinert als Brei/Smoothie".


    Mir dreht es da ehrlich gesagt den Magen um. Bzw leider nicht, und meine Haut strampft binnen kurzer Zeit.


    Als ich mit der Rohkost begonnen hatte, bereitete ich nach einer Phase des eher nacheinander Essens für eine Geburtstagstorte nach einem in Internet empfohlenen Mischrezeptes zu.
    Krass fand ich, das mein Vater damals sagte, dass er gerne roh isst, aber so eine Mischung nicht verträgt. Und ich hatte etwa 2 Stunden nach dem Verzehr rote Flecken im Gesicht.
    Damals war mein Immunsystem noch besonders sensibel und reagierte stark auf solche Fehlgriffe.
    Inzwischen würde ich vermutlich ein Stückchen vertragen. Aber ich weiß nicht wie hoch der Mischungsfaktor sein müsste, dass sich bei mir von sowas ein Hochgefühl des Genusses einstellen würde.


    Wenn es um "Rohkost für wenig Geld" handelt, muss ich über die Ratschläge etwas schmunzeln, zumal ich im Vergleich sehr viel geringere Mengen esse und sehr schnell zunehme.
    Da wähle ich ganz anders aus. Und ich habe es noch nicht nachgerechnet, aber ich kann meine Rohkostpraxis extrem günstig fahren, wenn ich will.
    Allerdings mit ganz anderem Genuss.


    Zurück zu den Phytaten - die hast du in der Rohkost so oder so drin.
    Wenn ein Lebensmittel gekocht wird, werden oft sekundäre Stoffe ausgekocht oder verändert - damit kann man dann - oh Wunder - mehr davon essen ohne dass es sperrt.
    Wenn man mit anderen z.B. süßen Lebensmitteln wie Bananen mischt, "merkt" man es auch nicht, weil Süße evolutionär immer Vorrang hat und gerne eingenommen wird.


    Wenn ich ein von Haus aus mit Phytaten geringer ausgestattetes Lebenmittel als Grundlage habe, brauche ich auch nicht tricksen um mich angemessen zu ernähren.
    Ich brauche auch keine Flockenquetsche für Nackthafer, weil ich den aus Prinzip nicht uneingeweicht und anfermentiert esse.


    Und dann ist es ja prinzipiell auch so, dass der Gehalt an Phytaten auch innerhalb eines Lebensmittels stark variiert. Das schmeckst du heraus, brauchst eigentlich kein Labor dafür, das hatten die Steinzeitmenschen auch nicht.
    Die hatten auch keine tollen gezüchteten Lebensmittel - aber das Prinzip unserer Sinne ist dennoch vorhanden. Solange - auch gerade Nüsse wie auch Mandeln - NICHT erhitzt wurden, funktioniert das sehr gut.
    Viele sparen aber auch hier.


    Naja, also zu den Phytaten hatte ich in meinem Nackthafer-Anfermentieren Video extra eine Zeichnung gemacht, das ist bei diesem Video bei Minute 01:47:


    https://www.youtube.com/watch?v=jUfwF4MBx88


    Ich hole die Grafik hier als Screenshot heraus:[INDENT][/INDENT]




    Und da siehst du, dass die Range sehr groß ist.
    Meinen Informationen nach kann es sein, dass sich die Pflanzen mit manchen sekundären Pflanzenstoffen selbst vor gewissen Mineralstoffen schützen, wenn sie im Überhang im Erdreich vorhanden sind oder die Wachstumsbedingungen (Wasser, Sonne, Nährstoffe, ..) entsprechend sind.
    Woher weißt du, welche Qualität etwas hat, wenn es nicht pur gegessen oder zumindest vorgekostet wird. Die Menge, die gemischt werden soll, sollte zumindest zwischendurch auch pur in selber Menge erprobt werden.
    Wenn nicht essbar, nicht essen.


    Schaue dir alleine die Mandeln oder Walnuss an: Da kann viel oder auch ur wenig Phytinsäure drin sein. Der eine sagt, mir tun die gut, lecker. Der andere einige 100 km entfernt sagt, geht gar nicht oder derzeit sehr wenig. Liegt einer der beiden falsch? Nein keiner. Weil sie auf ihre Wahrnehmung achten.
    Und beachte: Sie ALLE nehmen im Zuge der Rohkosternährung Phytinsäure zu sich! Keiner hat sie entfernt.


    Der Dritte schmeißt alles nach Schema F und aus Nährwert-Tabellen berechneten Nährstoffannahmen positiv beurteilter Stoffe zusammen und sagt, damit ist alles abgedeckt, basta.


    Was meinst du dazu?

  • Erst einmal vielen Dank für deine inspirierende Antwort (und die anderen Antworten). Werde die nächsten Tage Antworten, habe
    schon etwas vorbereitet, aber hier schon mal ein paar Zeilen:
    Zur Phytinsäure: Vielleicht wäre es besser - und auch bei anderen Stoffen - wenn du die Schädlichkeit nicht als unumstößliche Tatsache darstellst, sondern so was wie "es wird diskutiert", "es gibt die und die Meinung", "habe die Erfahrung bei mir gemacht und es bei vielen anderen mitbekommen" zu schreiben. Diese Verabsolutierung von nicht entgültig bewiesenen Behauptungen betreibt natürlich der Christian auch und viele andere (und ich auch). Aber seit der Quantenphysik, siehe z.B. Doppelspaltexperiment, wissen wir, daß es zwar TENDENZEN, DURCHSCHNITTSWERTE, WAHRSCHEINLICHKEITEN gibt, daß aber das Verhalten
    jedes noch so kleinen Teilchens nicht vorhersehbar oder im voraus berechenbar ist. Das heißt selbstverständlich nicht,
    daß wir deswegen alle auf Lichtnahrung umsteigen können oder leicht aus unseren Gewohnheiten rauskommen, oder unsere
    Zellen, Moleküle umprogrammieren können.


    Ansonsten: Praktiziere schon einiges, was du in deinem Buch beschreibst und auch
    mit positiven Effekten. Aber die Disziplin aufzubringen, mich so etwa wie du zu ernähren, habe ich (noch?) nicht.
    Du meinst, das geht auch günstig, aber ich frage mich, ob das nicht ziemlich kompliziert ist, ist doch schon
    komplex, was es alles zu beachten gibt und was du verwendest, scheint mir zumindest so? Ich frage mich auch,
    ob das mit der geringen Nahrungsmenge bei einigen nicht auch nach Hinten losgehen kann? Bin da grade sehr sensibel:
    Ich hatte die letzten Monate mal wieder experimentiert mit lowcarb (wirklich sehr wenig), aber auch wenig Fett und mit nur
    einer Mahlzeit am Tag. Hat seitdem eine spannende, erfreuliche spirituelle Entwicklung ausgelöst. Verdauung hatte
    sich super regeneriert. Aber Muskelabbau war fortschreitend, habe ich lange ignoriert.
    Jetzt bin ich grade wieder dabei, mich aufzupäppeln. Zusätzlich nehme seit kurzem regelmäßig
    Grassaftpulver, fühlt sich gut an.


    Was Ernährung angeht, ist ziemliches Chaos in meinem Kopf, will möglichst
    viel richtig machen, bin auch ganz gut drin, denke ich, bin aber doch ziemlich selbstkritisch und unsicher - und
    es ist teils ein Kampf zwischen meinem Appetit, und dem, was vielleicht besser wäre; und diese ganzen Warnungen: "du sollst das
    nicht, du sollst das nicht..." überfordern mich. Ist Rohkost einfach?" beschäftigt mich immer noch mehr, als ich möchte.Habe aber
    in letzter noch einiges überlegt, wie ich damit umgehe (und tue es teils auch schon), dazu mehr in meinem nächsten Post. "

  • Dankeschön und Danke ebenso für deine Vorab-Antwort :)
    Ich hoffe du konntest aus meinen Zeilen davor entnehmen, dass ich nicht sage ja es ist schädlich oder nein es ist nicht schädlich. Oder gar es ist zu meiden - weil in der Rohkost ist es ohnehin enthalten, ob du willst oder nicht.
    Man kann aber keine absolut immer gültige Antwort geben, weil sich Quellen wie auch Lieferanten wie auch Wachstumsbedingungen und Sorten ändern.


    Was viele verunsichert, ist ob das Resultat passt. Und ja es sollte genügend Eiweiß sein (Thema Muskeln), aber auch solches, das du gut aufnehmen kannst und möglichst nicht zuviel von dem, das die Aufnahme behindern könnte (bzw. behindert).
    Für mich persönlich nütze ich die Möglichkeit, ab und zu im Blut nachmessen zu lassen, wie der jeweilige Status ist. Das mache ich inzwischen seit Jahren. Es ist mitunter interessant, manchmal wechsle ich eine Quelle und es stellt sich heraus, dass damit der eine oder andere Mineralstoff viel höher im Blut vorhanden ist als davor - ohne weitere andere Ergänzung.
    Die Klassiker der Aminosäuren habe ich hier auch im Fokus, denn nur so kann effizient das Eiweiß verwertet werden bei geringem Intake/finanziellem Aufwand.


    Natürlich könnte ich auch sagen, ach egal ich kontrolliere nicht. Aber zum einen berichte ich gerne von Erfahrungen und nach einigen Jahren sicherlich von langfristigen Beobachtungen.
    Auf der anderen Seite - warum sollte ich? Die Ernährung wird so effektiv und gleichzeitig das Wohlgefühl, keine "Hieper" - das zahlt sich doch auch aus.
    Und da ich esse was ich wirklich brauch schmeckt es auch phänomenal.


    Mach dir nicht zu viel Kopf um Details, schau das Ganze an und lass es checken. Sieh es als Weg an, welchen du auch gehst.
    Bei mir ändert sich auch immer wieder alles Mögliche - so ist das Leben.
    Ich praktiziere eine relativ einfache Ernährung (Versandlieferungen oder Spezialeinkäufe sind Besonderheiten für besondere Genüsse, aber nicht unbedingt erforderlich) - durch die Einfachheit fühle ich auch eine gewisse Stabilität (Psyche), die mir Sicherheit gibt.

  • Was würdest du denn empfehlen, als Eiweissquellen? Also meine Hauptquelle ist
    Hanfproteinpulver, ca. 50g täglich - dann dazu noch viel Gemüse, einige - nicht sehr viel -
    Körner und Saaten, ab und zu Nüsse, Nussmuse, (hab bestimmt noch was vergessen)
    wo auch Eiweis drin ist. Reicht das?

  • Habe schon einiges vorbereitet, aber ist noch nicht fertig. Bin erst einmal zwei - drei Wochen
    unterwegs. Energiemäßig geht es mir schon deutlich besser, bin aber noch nicht auf dem Level
    von vorher.

  • Was würdest du denn empfehlen, als Eiweissquellen? Also meine Hauptquelle ist
    Hanfproteinpulver, ca. 50g täglich - dann dazu noch viel Gemüse, einige - nicht sehr viel -
    Körner und Saaten, ab und zu Nüsse, Nussmuse, (hab bestimmt noch was vergessen)
    wo auch Eiweis drin ist. Reicht das?


    Bei mir ist auch ein großer Teil der Proteinversorgung mit Erbsen und Hanfprotein.
    Da mein Körper sehr sparsam ist, gibt es Nüsse/Steinfrüchte wie Pistazien
    (ca. 17,6 g Eiweiß/100 g, ca. 51 g Fett/100 g)
    nur als kleine Goodies/Delights. Also eine halbe Hand voll oder so (ich verbrauche allerdings nur sehr wenig kcal!).
    Aber sehr aromatisch und gut dann (Rohkostqualität ist da eine Klasse für sich).

  • Ah interessant, Erbsenprotein bestelle ich mir dann auch mal. Mein Körper verbrennt ziemlich viel, aber ich kann
    mir vorstellen, daß dies sich auch ändern kann, je nach den Lebensumständen etc. Nichts im Universum ist festgelegt,
    nur was grade im Moment existiert, ist gültig - eigentlich ist nur das Jetzt wirklich.

  • "Habe aber in letzter noch einiges überlegt, wie ich damit umgehe (und tue es teils auch schon), dazu mehr in meinem nächsten Post".
    Den vorbereiteten, angefangenen Post habe ich noch nicht veröffentlicht, aber ich denke, das Meiste ist in "Die Einstellung mit der wir leben..." mit drin.

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