Alles anzeigenVielleicht bin ich hier im Forum gar nicht so ganz richtig, denn ich ernähre mich nicht ausschließlich von Rohkost.
Der Anteil im Alltag besteht allerdings hauptsächlich aus unverarbeitetem Gemüse und Obst.
Da ich aber im familiären Umfeld die einzige bin, bereite ich zu bestimmten Gelegenheiten Gerichte für die Allgemeinheit zu. Da käme ich mit einer Schüssel Gemüseschnipsel o.ä. bei einer gemeinsamen Mahlzeit am Tisch leider nicht so wirklich an.
Ich habe jetzt geplant: Gemüsespieße - gefüllte Champignons - Weißkohl-Salat - Obstsalat
Gibt es in Eurem Umfeld nur Rohköstler? Oder wie geht ihr damit um, dass andere Menschen sich anders ernähren möchten, man aber trotzdem zusammen am Tisch sitzt? Und wie macht Ihr das, wenn ihr gar nicht Gastgeber seid, bei öffentlichen Anlässen etc.
Klar bist du hier richtig, diese Thematik haben doch fast alle mit Familie.
Aber selbst wenn du auf ein Rohkost-Treffen gehst, außer es ist ein Treffen strikt nach dem Motto eines Autoren mit Maßregelungen, essen alle anders. Und was du bäh findest, findet ein anderer lecker-schmecker.
Das ist nämlich bei Rohkost ohnehin so: Sie läßt sich nicht über den Kamm scheren, d.h. nur weil X Durian liebt, mag sie Y evtl trotzdem nicht so unbedingt (Was betreffend Ergänzung im eigenen Haushalt durchaus vorteilhaft ist). Und nur weil ich Litchis gerade liebe, mag es wer anderer immer noch nicht so viel.
Ja - "viel", das ist gleich das nächste Thema. Wenn man von etwas mehr mag, wieviel macht man dann? Rohköstler X fände dies gut, der andere aber das.
Kochkost bewirkt, dass die meisten einer Gruppe von etwas relativ viel essen können (!), es sei denn es ist für den gemeinsamen Mittelwert zu stark in eine Richtung gewürzt oder anderweitig getrimmt (zuviel Fett, zu tierisch, zu lange erhitzt und trocken etc etc).
Das hat einen riesigen Vorteil in der Herstellung des gemeinsamen Mahles: Alle essen von etwas relativ viel, werden satt und zufrieden.
Mit Rohkost ginge das ohnehin nicht.
Da ist es noch besser, man ist nur eine RohköstlerIn (Rohköstler) in der Familie, wo die anderen auch zugreifen (sofern genug von etwas da ist) und der Rest ihre gewohnte Kost ißt.
Mit Kochkost wird auch meist mehr AGE/ALE Gehalt gegessen. D.h. es ist deftiger.
Wenn man in der Rohkost dies umschiffen will, muss es "würziger" werden, das ersetzt das deftiger.
In einem Gespräch kam ich einmal auf den Gedanken, dass manche, die wohl kein Geld für Würze (= aufwendiger, teurer, frische Gewürzkräuter; oder sei es fermentierte Saucen) haben, automatisch "Würze" durch Anbraten (Maillardprodukte, Röstaromen) erzeugen.
Da braucht es dann nicht mehr viel außer ggf Salz und Pfeffer.
Wir machen es übrigens so, dass auch unser Sohn selbst von Anfang an (soweit damals möglich) mitbestimmen kann, wie und mit was was auch immer gewürzt bzw ergänzt wird (das eigene Teller).
Ohne hier noch weiter auszuschweifen (da könnte man ein eigenes Thema daraus machen) - wenn du in der Rohkost etwas mischen willst, gibt es eine einfache Richtlinie:
Nimm etwas, das wenig Eigengeschmack hat bzw (automatisch meist) in größerer Menge gegessen werden kann und kombiniere es mit etwas, dass den Eigengeschmack erhöht oder Aroma dazubringt.
Ich mache mir sowas fast nie - nicht weil ich nicht mag, sondern weil ich nicht dazu komme, jedoch kann eine einfach Mixtur aus Trinkkokosnussfleisch mit Mango (am besten beides Orkos oder in sehr guter Qualität, Mangos nicht gespritzt) grenzgenial sein.
Oder reife Kokosnuss mit Datteln. Julian Kutos präsentierte auf der Rohkost-Messe im Jänner 2013 den Apfelstrudel, gemacht aus marinierter Melanzani (Aubergine) mit Apfelfülle und dies angetrocknet bis es knusprig war. Ich hab ein kleines Stück gekostet - ist UNGLAUBLICH ident. Und er hat auch eine pikante Speise gezeigt. Ich verlinke dir hier das Rezept vom Messejournal und das Video, wo im hinteren Teil auch ein Ausschnitt von seiner Vorführung zu sehen ist (er ist bei der kommenden Rohkost-Messe in Wien im Jänner 2014 auch wieder dabei und wird mind. einen Workshop im Küchen-Rohkostbereich mit ca. 50 min wieder machen):
Foto der beiden Rezepte auf der Titelseite, die beiden Rezepte auf der letzten Seite:
http://issuu.com/allesroh/docs…?mode=window&pageNumber=1
[Blockierte Grafik: http://www.allesroh.at/rohkost-messe/rohkost-magazin.jpg]
http://issuu.com/allesroh/docs…?mode=window&pageNumber=1
Ein Ausschnitt seiner Präsentation ab Minute 5:05 (bis 6:49):
<iframe src="//www.youtube.com/embed/Nfc5xMMr1hI" allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" width="560"></iframe>
Das mit dem "Räuchergerät" mit den Ananaswürfeln ist ein Gag, dies hat er im Sommer auch mit anderem Gemüse gezeigt.
Ich persönlich mag den Räuchergeschmack grundsätzlich nicht so, aber prinzipiell kann man sowas natürlich auch machen (sind aber natürlich Raucharomen, also Rauchstoffe, die sich anlegen).
Das Antrocknen von Lebensmitteln verändert auch häufig die Farbe und intensiviert durchaus auch das Aroma.
Auch beim Antrocknen können Maillardmoleküle entstehen, aber im Vergleich zur Kochkost meist gering (Ausnahme: länger getrocknetes Rohfleisch oder -fisch, aber auch Nussmuse aus dem Glas etc).
Eine häufig mit Fotos inspirierte Quelle für Rezepte findest du unter Yummily wenn du "raw vegan" suchst:
http://www.yummly.com/recipes?q=raw
Da ist z.B. auch dieses Rezept mit Zuccini. Auch etwas mit wenige Eigengeschmack, dass sich verschieden verwerten läßt. Hier wird mit Parmesan "gemogelt". Möglicherweise gibt es den auch roh - doch auch wenn, hat er eine der höchsten AGE-Anreicherung.
Dafür ist er mega-deftig
Vielleicht aber ein gelungender Kunstgriff, wenn du nicht extra Demeter Roh-Milchkäse besorgen willst oder Cashewmus mit Ferment versetzen willst (mit ein paar Stunden Wartezeit).
In einem Single-Rohköstler-Kühlschrank hatte ich auch schon Parmesan gesehen, Käse dürfte ein sehr beliebter Side-Step sein (selbst von fanatisch vegan-orientierten RohkösterInnen).
Wie ich es selbst mache bei uns, schreibe ich im nächsten Beitrag.
LG
Angelika